Liebe Leserinnen und liebe Leser,
In der ganzen Zeit meiner Arbeit für und mit Nachlasssachen begegnen mir ganz beeindruckende Menschen. Mit Elke Klengel als spezialisierte Gradrednerin möchte ich Ihnen diese außergewöhliche Frau und Ihre Tätigkeit heute in einem Interview vorstellen. Denken Sie bitte an die Erinnerungen, die bleiben, wenn uns liebe Menschen verlassen. Dies in wertschätzende Worte zu fassen ist eine Kunst.
Diese Kunst möchte ich Ihnen mit den nachfolgenden Zeilen näher bringen. Weltliche Trauerredner oder Gradrednerinnen können für weltliche oder religiöse Begräbnisse gebucht werden. Über den Bestatter bei der Bestellung der Beisetzung kann dies erfolgen, gerne wendet man sich aber auch direkt an diese Personen die für alle Hinterbliebenen die Reden halten, wenn dies gewünscht wird.
Hier nun mein Interview mit der professionellen Trauerrednerin Elke Klengel und Elvira Bigl, die Nachlassplanerin-mit-Herz©
Elvira Bigl:
Liebe Elke, es freut mich sehr, Dich heute im Rahmen meines neuen Blogs „PR-Nachlass“ begrüßen zu können!
Als selbständige freie Rednerin hast Du Dich auf Bestattungs- und gleichzeitig auf Erinnerungsreden spezialisiert. Erzähle doch mal zunächst, woraus deine Arbeit besteht, und was du überhaupt beruflich so machst.
Elke Klengel:
Hallo liebe Elvira, ich freue mich über die Einladung, mit dir über meine Erfahrungen aus der Trauerarbeit zu sprechen, bzw. auch darüber, wo deine Hilfe als Nachlassplanerin-mit-Herz so wertvoll sein kann!
Elke:
Ich bin Trauerrednerin und gestalte Erinnerungsfeiern für die Verstorbenen, bzw. deren Angehörigen. In den Mittelpunkt stelle ich in meinen Abschiedsreden das Leben der oder des Verstorbenen. Ich möchte gar nicht so sehr über Krankheit und Tod sprechen, sondern in Erinnerung rufen, was die oder der Verstorbene für seine Angehörigen und Freunde war. Und da war er (bitte sei nicht böse, wenn ich weiter immer nur von „dem Verstorbenen“ in der männlichen Form spreche, im Gespräch finde ich es noch recht anstrengend zu gendern, meine aber natürlich immer alle Geschlechter!
Elvira:
Kein Problem, ich bin sicher meine Leser verstehen, was du meinst.
Elke:
Ja, also wie gesagt. Mir geht es um das Leben des Verstorbenen.
Wenn in der letzten Zeit Krankheit, Demenz und natürlich der Tod im Vordergrund des alltäglich Erlebten stehen, wird oft das Schöne, das Liebevolle und das Erinnerungswürdige davor, vergessen.
Elvira:
Welche Probleme erlebst Du besonders mit den Angehörigen in dieser Zeit – abgesehen von der vorherrschenden Trauer natürlich?
Elke:
Was ich am häufigsten erlebe, ist, dass die Verstorbenen zu ihren Lebzeiten mit ihren Angehörigen nie über das Thema Tod – immer noch ein großes Tabu in unserer Gesellschaft – gesprochen haben. Da fängt das Problem also tatsächlich manchmal schon mit der Auswahl der Bestattungsart an: Verbrennen oder Sargbestattung? Oder auch: an was hat der Verstorbene eigentlich geglaubt? Würde er eine christliche oder eher eine weltliche Bestattungszeremonie haben wollen?
Wenn die Angehörigen einen wertschätzenden und empathischen Bestatter an der Seite haben, hilft der ihnen schon viel durch die ganze Bürokratie. Dennoch gibt es in aller Regel zunächst mal eine ganze Liste an Dokumenten, die zum Trauergespräch beim Bestatter mitgebracht werden müssen. Und ganz ehrlich: wer weiß schon genau, wo die Oma die Ihre Unterlagen aufbewahrt hat? Ich erinnere mich da an ein Gespräch mit meiner eigenen Mutter „Du weißt ja, wo meine Papiere sind!“ – Nein, wusste ich nicht. Und dann hinterher nachzufragen, klingt ja, als wenn ich meine Mutter ins Grab bringen will – oder vielleicht doch nicht? Mit meinem Wissen von heute ermuntere ich alle immer, das Gespräch zu suchen. Auch wenn das im ersten Moment merkwürdig erscheint.
Elvira:
Ja Elke, das kenne ich gut! Denn auch bei meiner Tätigkeit und dem Zusammenstellen des Notfall- und Dokumentenordners wird schnell klar, dass bisher keine Gespräche mit der Familie geführt wurden und die Unterlagen eben nicht alle zusammengestellt sind!
Welchen Tipp kannst Du hier aus Deiner Sicht geben?
Elke:
Zunächst mal ist eben das Gespräch innerhalb der Familie wichtig: Gibt es eine Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, wo liegen die wichtigen Unterlagen. Und wenn die dann schön geordnet in einem einzigen Ordner aufbewahrt sind, erspart das den Hinterbliebenen viel Suche. Da finde ich die Vorschläge, die du auch in deinem E-Book machst, ganz arg wertvoll.
Häufig sind die Angehörigen von der Situation als solcher einfach völlig überfordert und sollen dann womöglich beim Bestatter neben den ganzen Dokumenten, von denen sie teilweise noch nie etwas gehört haben, auch noch Entscheidungen zur Lieblingsmusik der lieben Oma fällen. Da gehört ganz viel Fingerspitzengefühl und Geduld dazu. Da wünschte ich mir manchmal einfach mehr Zeit für die Familien, in der sie sich auch über solche vermeintlichen Nebensächlichkeiten klar werden können.
Elvira:
Oh ja, Du sagst es: Zeit ist ein wesentlicher Faktor, den die Trauernden oftmals nicht haben und deswegen total überfordert sind!
Elke:
Außerdem würde ich mir auch von unserer Bürokratie wünschen, dass einfach mehr Zeit für alles zu Erledigende ist. Da müssen Bestatter mit den Ämtern um Papiere rangeln und die Hinterbliebenen stehen irgendwo dazwischen. Die sozialen Medien haben unterschiedliche Regelungen, wie Konten von Verstorbenen – „das digitale Erbe“ gelöscht oder „in Memoriam“ gesetzt werden können, auch da sollte es eine einheitliche Regelung geben. - Zu tun gibt es also aus meiner Sicht für jeden etwas:
Den eigenen „Nachlass“ mit allem was dazugehört ordnen, sichten, notieren – zumindest vielleicht in dem erwähnten Ordner mit der Vorsorgevollmacht auch eine Liste packen, wo denn z. B. laufende Unterlagen zu Rente, Versicherung etc. abgelegt sind. Aber auch mal darüber nachdenken, wie man sich die eigene Beerdigung denn vorstellen könnte. Auch wenn das nicht einfach ist. Man erspart seinen Angehörigen damit viel Grübelei und die Unsicherheit, ob sie es denn „recht“ machen. Und sich selbst eine Beerdigung, die einem vielleicht gar nicht gefällt. Denn wer weiß, vielleicht erleben wir sie von irgendwo anders ja doch auch mit!
Elvira:
Ich kann Dir nur zustimmen, genau das ist unsere Hilfestellung, die wir so vielen Menschen geben können und das Gefühl, dass sie nicht alleine sind! Vielen Dank liebe Elke für Deine Zeit!
Bildnachweis: Eigenproduktion Elke Klengel