Heute lade ich Sie zu unserem Interview ein, zwischen
Elvira Bigl, Nachlass-Planerin + Isabella Maria Weiss, magische Verwandlungskünstlerin + Elke Klengel, Zertifizierte Trauerrednerin
wie der Titel schon ankündigt „Stirb früher als ich, um ein weniges früher.“ geht es um
Nachlassplanung und Abschiedsrede: ein „Geschenk“ für Angehörige und Freunde - über den Tod hinaus
Elvira Bigl, Nachlass-Planerin:
"Liebe Isabella, als Lebensmagierin und Autorin ist für dich der Gang zu einer Beerdigung nichts Alltägliches. Deshalb sind diese nachfolgenden Zeilen unseres Interviews sehr persönlich mit dir verbunden."
Isabella Maria Weiss, magische Verwandlungskünstlerin:
„Ich bin mit sehr gemischten Gefühlen zur Beisetzung des Ehemannes meiner lieben Bekannten gegangen, die nach 35 Jahren Ehe nun den Weg ohne ihren geliebten Mann zu gehen hat.
„Stirb früher als ich, um ein weniges früher. Damit nicht du den Weg zum Haus allein zurückgehen musst.“ Dieses Zitat von Reiner Kunze, dass du zum Teil als Titel für diesen Beitrag gewählt hast, war der Bittgedanke von ihr und dem Sohn des Verstorbenen.
Ich bin für meine Bekannte auf die Beerdigung gegangen, denn ihren Ehemann kannte ich wenig, obwohl die wenigen Begegnungen mit ihm durchaus ihre Erinnerungen in mir hinterlassen haben.
Dass ich auch für mich dort war - das wurde mir erst im Verlauf der Feier bewusst. Und jetzt, zurückblickend, fühle ich mich von dieser Stunde sogar reich beschenkt. Denn die Beerdigungsfeier war gefüllt mit seinem Leben – sogar mit zwei Gesangsaufnahmen mit seiner Stimme.
Ich werde diese Feier nie vergessen und ich kann sagen: Es war eine Feier! Gefeiert wurde das Leben. Das Leben dieses Menschen.“
Elvira Bigl:
„Beerdigungen und Trauerfeiern sind für mich, als Nachlass-Planerin und Elke Klengel, als Trauerrednerin, schon fast zur „Routine“ geworden. Wobei es für uns sehr wichtig ist, dass jedes einzelne Menschenleben geehrt und gewürdigt wird, egal wie viel Streit es vorher oder oftmals auch hinterher in der Familie gab und gibt.
Elke Klengel, Zertifizierte Trauerrednerin nimmt Isabella beim Wort:
„Wie schön, dass du so viel von der Abschiedsfeier mitnehmen konntest, liebe Isabella Maria! Das Leben zu feiern, Erinnerungen lebendig werden lassen, so soll ein Abschied sein!
Nicht immer gibt es die Chance, auf die echte Stimme eines Verstorbenen zurückzugreifen. Aber in den Worten von uns Trauerrednern darf alles noch einmal wirken, was den Verstorbenen ausmachte! Ich freue mich für dich, dass du so viel Positives von dieser letzten Reise des Verstorbenen mitnehmen konntest!“
Isabella Maria Weiss:
„Ich habe aufmerksam der Trauerrede gelauscht, denn das meiste wusste ich von ihm noch nicht. Ich konnte mehrmals schmunzeln, habe sogar gelacht und Beifall geklatscht! Ich war so berührt und gleichzeitig traurig, weil ich diesen Menschen erst zu diesem Anlass näher kennenlernen durfte. Während dieser Feier war er mir so nah wie nie vorher.“
Elke Klengel:
„Ja, das erlebe ich oft und kann es gut verstehen. Gleichzeitig gratuliere ich der Kollegin, die das möglich gemacht hat! Die entsprechende Vorbereitung auf so einen Tag ist tatsächlich ein Geschenk für jede*n Redner*in und alle Angehörigen und Freunde!“
Elvira Bigl: „Das kann ich nur teilen, liebe Elke.
Isabella Maria:
„Mir fällt auf, dass in jüngerer Zeit Freie Redner häufig Pfarrern vorgezogen werden, wenn es darum geht, die Persönlichkeit der Verstorbenen noch mehr in den Vordergrund zu stellen. Das ist Pfarrern vielleicht auch aus Zeitgründen oft nicht möglich, weil sie in die christliche Liturgie eingebunden sind. Die Vorbereitung einer Rede ist sicher zeitaufwändig. Doch sie wird natürlich leichter, wenn die Redner das klar vortragen können, was die Angehörigen schon vorbereitet haben – und dann kann sie doch auch nur glücken, oder?“
Elke Klengel:
„Ja, das ist eine unglaubliche Erleichterung für die Fertigstellung einer Abschiedsrede, wenn die Hinterbliebenen die Verstorbenen als Person würdigen. Wenn sie aufschreiben, wie er oder sie so war. Wenn sie über Beziehungen und Erlebnisse erzählen, die sie hatten und die sie vielleicht mit den Verstorbenen verbunden haben.
Freie Redner*innen werden in der Regel bestellt, wenn ein Pfarrer nicht gewünscht ist, da sich die Verstorbenen oder die Angehörigen gegen eine christliche Beerdigung entschieden haben. Dennoch können - sofern gewünscht - auch freie Redner*innen durchaus christliche Elemente in ihre Abschiedsrede einbinden. Das möchte ich an dieser Stelle noch erwähnen.“
Elvira Bigl:
„Ich persönlich finde die Reden am besten, die schon zu Lebzeiten von der jeweiligen Person selbst vorbereitet wurden und entsprechende Hinweise für die Angehörigen enthalten, um diese zu entlasten. Dazu gehören auch Fragen, die im Vorfeld geklärt werden können, wie:
- Soll es eine Feuerbestattung sein oder eine Erdbestattung?
- Habe ich bestimmte Musikwünsche, die gespielt werden sollen oder soll die Trauergemeinde vielleicht ein Lied singen?
- Gibt es bestimmte Gedichte, Geschichten oder Texte, die in der Ansprache aufgegriffen werden sollen?
- Was ist mir wichtig, was soll über mich gesagt werden?
- Wer soll über meinen Tod informiert werden? Möchte ich, dass eine Zeitungsanzeige erscheint - und noch vieles mehr…
Mit der richtigen Planung und Organisation des eigenen Nachlasses kann gut für die Familie und die Hinterbliebenen vorgesorgt werden. Sie werden so unterstützt, dass im Ernstfall nur noch der Aktenordner aus dem Schrank genommen werden muss!“
Elke Klengel: Schön, dass es engagierte Menschen wie dich, Elvira Bigl gibt, die es den Angehörigen so viel leichter machen können!“
Elvira Bigl: „Danke liebe Elke, das Kompliment kann ich nur zurückgeben!
Und an Isabella möchte ich gerne weitergeben, dass ich mir gut vorstellen kann, welche wertvollen und magische Worte du finden würdest, wenn du einmal in die Situation kommst, eine Trauerrede zu schreiben oder vorzutragen.“
Isabella Maria Weiss:
„In diesem Fall hatten der Verstorbene und seine Frau gemeinsam vor ein paar Jahren ihre Trauerfeiern und alle Formalitäten bei bester Gesundheit und in voller Lebensfreude besprochen. Sie hatten in der Vorbereitung ihrer Trauerfeiern ihr Leben gefeiert – und diesen Feiergenuss haben sie mir heute geschenkt. Und ganz gewiss nicht nur mir.
Jetzt kann ich auch mehr denn je nachvollziehen, welches Herzensanliegen dich, liebe Elvira Bigl und dich, liebe Elke Klengel, bewegt – auch wenn ihr heute an dieser Feier nicht beteiligt wart.“
Elvira Bigl: „Liebe Isabella Maria, das Leben oder das Ende eines Lebens zu feiern, Erinnerungen lebendig werden zu lassen, so soll ein Abschied sein! Das wünscht sich von uns doch jeder – eine wunderschöne Erinnerung für die Lebenden! "
Isabella Maria Weiss: “Ich habe mich am Ende bei der Trauerrednerin bedankt - auch weil ich euch beide und unsere Gespräche in Erinnerung hatte.“
Elvira Bigl:
„Vorbereitet sein im Leben – das sollte bis zum Zeitpunkt des eigenen Ablebens geplant sein und nicht dann dort aufhören. Lieber vorher selbstbestimmt alle notwendigen Schritte für das eigene Leben in die Wege leiten, damit die Familie später emotional und finanziell entlastet ist.
Unsere Aufgabe ist dabei jetzt, den Druck der Angehörigen etwas zu nehmen, der neben der Trauer unwillkürlich entsteht. So kann in Harmonie von den Verstorbenen Abschied genommen werden.“
Elke Klengel:
„Ein Geschenk, welches wir uns über den Tod hinaus gegenseitig machen können! Ein letztes Mal mit einem gefeierten Abschied ein letztes Mal das Gehen des geliebten Menschen zu begleiten - das ist für alle Trauergäste ein bewegendes Ereignis und die Verstorbenen bleiben in inniger Erinnerung!“
Isabella Maria Weiss: „Dabei nehmen wir nicht nur unserer Leben, sondern auch unser Ab*Leben in die Hand – und so soll es sein“.
Elvira Bigl: „Vielen Dank liebe Isabella Maria Weiss und Elke Klengel für das Gespräch."